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Gespräch mit Wissenschaftlichen Mitarbeitern der MdB 1-2019

Bericht zur Veranstaltung vom 27. März 2019

Für die 1. „WiMi“-Veranstaltung 2019 hatte sich Dr. Franz Beitzinger, Universität der Bundeswehr München, mit dem Thema „Perzeption von Wehrtechnik und Rüstung in der Bundesrepublik Deutschland - Die Rüstungsindustrie im Blick der Öffentlichen Meinung“ zur Verfügung gestellt, konnte dann aber nicht kommen, weil sein Flug von München nach Berlin ausgefallen war. So mussten Konteradmiral a.D. Ohlms und Oberst a.D. Brendecke einspringen und die Ergebnisse einer kürzlich abgeschlossenen Studie der Universität der Bundeswehr München im Auftrag der DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR WEHRTECHNIK e.V. unter dem Titel „Perzeption von Wehrtechnik und Rüstung in der Bundesrepublik Deutschland“ auf der Basis der Unterlagen von Dr. Beitzinger präsentieren und sich einer lebhaften Diskussion stellen.

Die Studienergebnisse erwiesen sich als durchaus überraschend und weisen obendrein einige politische Anknüpfungspunkte auf. Zunächst ist wenig überraschend, dass das Image der Verteidigungswirtschaft in Deutschland eher negativ besetzt ist. Dabei wirkt auch die Zuschreibung eines Teils der Verantwortung für Ausrüstungsmängel bei der Bundeswehr negativ auf das Ansehen der wehrtechnischen Industrie, die Hauptverantwortung dafür wird aber der Politik zugeordnet. Die Studie zeigt auch, dass die Gründe für ein negatives Image nicht primär in einer ethisch motivierten Ablehnung des Themengebiets Rüstung zu suchen sind. Viel stärker wirken sich stattdessen vor allem eine fehlende Anerkennung des Beitrags der Rüstungsindustrie zur Gewährleistung äußerer Sicherheit aus, aber auch die Furcht, Rüstungsexporte könnten die Sicherheitslage in Deutschland beeinträchtigen. Zudem ist das von den Befragten erwartete Bild der Verteidigungswirtschaft in der Gesellschaft deutlich negativer als das eigene Bild, so dass eine „Schweigespirale“ entsteht: Menschen neigen dazu, sich in ihren eigenen Überzeugungen auch an den tatsächlichen oder vermuteten Überzeugungen der Mehrheit zu orientieren.

In der Diskussion ging es u.a. um folgende Fragen: Wie sieht die Öffentlichkeit den Nutzen der Verteidigungswirtschaft? Lähmen vorgefasste Meinungen über die Verteidigungswirtschaft und Furcht vor den Medien die Kommunikation und wie kann man dabei in eine aktive Rolle kommen? Nimmt die Öffentlichkeit die Sonderrolle der Verteidigungswirtschaft mit ihrer wirtschaftlichen Abhängigkeit von politischen Entscheidungen hinreichend zur Kenntnis und welche Verantwortung kommt der Politik zu, um Defizite in der Wahrnehmung durch kommunikative Unterstützung auszugleichen? Wie soll sich die Politik glaubwürdig gegenüber der Verteidigungswirtschaft in Deutschland positionieren? Einerseits wird verstärkte transatlantische und besonders europäische Rüstungszusammenarbeit gefordert, andererseits werden durch national bestimmte Vorgaben die Kooperationsmöglichkeiten einschränkt. Wie kann eine von der Wirtschaft erwünschte / benötigte langfristige Entwicklungsperspektive im Rahmen einer strategischen Partnerschaft mit der Bundeswehr ermöglicht werden?

Dr. Franz Beitzinger ist Sozialwissenschaftler, hat an der Universität der Bundeswehr in München bis Ende 2018 die Professur für Unternehmenskommunikation vertreten und ist dort jetzt am Institut für Organisationskommunikation wieder in der Forschung tätig. Er hat in den vergangenen Jahren zahlreiche empirischen Studien insbesondere zur Informationsarbeit der Bundeswehr begleitet und durchgeführt.

Sie finden den Abschlussbericht der erstmalig zu dieser Thematik und breit angelegten Studie auf der DWT-Web-Seite unter . Einen Bericht über die Studie hat u.a. auch die Bundesakademie für Sicherheitspolitik als Arbeitspapier Sicherheitspolitik Nr. 28/2018  (https://www.baks.bund.de/sites/baks010/files/arbeitspapier_sicherheitspolitik_2018_28.pdf ) veröffentlicht.