2018

Das zukünftige Taktische Luftverteidigungs- System (TLVS) der Bundesrepublik Deutschland

Bericht der Sektion Ulm zur Veranstaltung vom 12. Juni 2018

Die Kooperationspartner blauer Bund (bB), Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP), Deutscher Bundeswehr Verband (DBwV), Panzerkameradschaft Dornstadt (PzKam) und Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik (DWT), hatten am 12. Juni unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik (DWT) Herrn Oberst i.G. Carsten Köpper, stellvertretender Gruppenleiter im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnologie und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) in Lahnstein, zu Gast. Vor über 120 Gästen schilderte Herr Oberst Köpper die Organisation, den Bedarf, die Historie und den Sachstand des Beschaffungsvorhabens TLVS. Obwohl O i.G. Köpper gleich zu Beginn darauf verwies, dass er aufgrund des laufenden Verhandlungsverfahrens nicht über alle Details sprechen können würde, nahm die Kompetenz und Eloquenz des Redners die Zuschauer mit auf eine faszinierende Reise in die Welt der Rüstung und der Luftverteidigung.

Schon gegen Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurden die Fähigkeitslücken augenfällig, die durch die alternden und auszuphasenden Waffensystemen Roland und Hawk und die sich verändernde Bedrohungslage entstehen würden. Erste taktische Forderungen für ein zukünftiges bodengebundenes Luftverteidigungssystem wurden definiert und Lösungswege erörtert. Nach vielen Vorarbeiten gab der Haushaltsausschuss des Bundestages 2005 grünes Licht für den Start der trinationalen Medium Extended Air Defense System (MEADS) Entwicklungsphase. Die drei Nationen USA 55%, Deutschland 28% und Italien 17% führten die Entwicklungen bis zu den prototypischen Tests in den Jahren 2011 – 2013 durch. Höhepunkt der erfolgreichen Tests war die gleichzeitige Bekämpfung zweier Objekte in zwei entgegengesetzten Zonen (Kampfjet und TBM). Aufgrund des Ausstiegs der USA aus dem Programm wurde die weitere Entwicklung, insbesondere die Serienreifmachung, jedoch nicht im ursprünglichen Rahmen weitergeführt.

Ab 2014 wurden die Forderungen nach einem TLVS – nicht zuletzt wegen der Ukraine-Krise und der damit einhergehenden Veränderung der sicherheitspolitischen Lage in Europa – immer lauter. Die sich im Einsatz befindlichen PATRIOT Waffensysteme der Luftwaffe, das war frühzeitig absehbar, würden den Bedarf nicht decken können. Nach intensiven Abwägungen, Analysen und Auswahlverfahren verkündeten Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker 2015, dass das neue TLVS der Bundeswehr auf Basis der MEADS Entwicklungsergebnisse realisiert werden soll und läuteten damit offiziell das deutsche Rüstungsprojekt TLVS ein. Deutschland übernimmt damit eine technische und militärische Vorreiterrolle in der NATO und in Europa.