2018

ABC-Schutz meets Hauptstadt

Internationales Expertentreffen unter Leitung des BMI

Vor fast genau zehn Jahren, im Winter 2008, kam die Idee auf, den Arbeitsbereich der ABC-Abwehr mit einem internationalen Symposium darzustellen und eine neue Plattform zu etablieren, auf der sich Experten aus aller Welt zum Interessens- und Gedankenaustausch zusammenfinden können. Das „International Symposium on Development of CBRN-Protection Capabilities“, kurz das Berliner CBRN-Symposium wurde mit der Prämisse aus der Taufe gehoben, ein durch Fachsessions ergänztes hochkarätig besetztes, konsequent politisch, strategisch und konzeptionell gestaltetes Plenumsprogramm mit hoher internationaler Strahlkraft zu schaffen. Eine Besonderheit dieser Veranstaltung war und ist die interministerielle Zusammenarbeit: Im Organisationskomitee sitzen Vertreter des Bundesministeriums des Innern, dessen nachgeordnetem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), des Bundesministeriums der Verteidigung, unterstützt durch Projektoffiziere des ABC-Abwehrkommandos, dem Sprecher des Arbeitskreises ABC-Schutz im Förderkreis Heer sowie die SGW als gesamtverantwortlich durchführende Gesellschaft. Seit seiner ersten Auflage im Jahr 2010 stehen nunmehr vier Symposien in den Annalen der Geschichtsbücher. Ein Rückblick auf Nummer 4, Herbst 2018.

Es ist Montag, der 3. September 2018, einer der erträglich warmen Spätsommertage des Jahres. Ab 13:00 Uhr hieß es „Sammeln“ am Konferenzhotel Maritim proArte, mitten in Berlin in der Friedrichstraße gelegen. Es ging für etwas mehr als 400 interessierte Besucher aus aller Welt, die schon am „Vortag“ angereist waren, per Bus nach Diedersdorf zum dortigen ländlichen Schloss, in dessen Innenhof sich Exponate wiederfanden, die ob ihrer Dimensionen keinen Platz im Konferenzzentrum hatten. So zeigte sich die Analytische Task-Force mit einem Einsatzfahrzeug genauso, wie die Feuerwehr Hamburg, das Fraunhofer INT mit einem Messfahrzeug, tms mit einer Drohne oder auch die vom Gardasee angereiste italienische Firma Cristanini. Nachdem beim dritten Symposium (2015) das BMVg federführend war und die Außenausstellung militärisch geprägt in der Julius-Leber-Kaserne stattfand, lag der Fokus in diesem Jahr auf zivilen Komponenten und Lösungen für den CBRN-Schutz. Der Nachmittag des „Aufwärmtages“ stand somit nicht nur im Zeichen des Dialogs zwischen Wirtschaft, Forschung und Anwendern, sondern bot zudem Großgeräte zum Anfassen und Einsteigen wie auch Vorführungen von Drohnen und Dekontaminationslösungen. Durch die im Halbstundentakt eintreffenden Busse mit weiteren Gästen füllte sich der Schlosshof kontinuierlich. Nach rund fünf Stunden mündete die Außenausstellung in die „Pre-Event-Reception“ des Symposiums. Im Anschluss an die Begrüßung durch den DWT-Vorsitzenden General a. D. Schuwirth stand noch ein besonderer Programmpunkt an: Oberst Henry Neumann, seit 2013 Kommandeur des ABC-Abwehrkommandos in Bruchsal, wurde durch die japanischen Streitkräfte mit einem "Letter of Appreciation with Defense Cooperation Award" durch den Verteidigungsattaché Oberst Shigeru Miura geehrt. Neumann, der sich seit Anfang Oktober im (Un-)Ruhestand befindet, war auf allen vier Auflagen des Symposiums anwesend und auch inhaltlich beteiligt. Sein Nachfolger im Amt, Oberst Klaus Werner Schiff, war ebenfalls auf dem Symposium zugegen. Im Anschluss folgten die Teilnehmer dem im Programm ausgelobten Abendprogramm mit „Eat, Drink and Talk“, bevor es mit den Bussen zurück in die Berliner Stadtmitte ging.

Andrang im Maritim
Die zentrale inhaltliche Begründung für die Durchführung des Symposiums liegt in der Überzeugung, dass CBRN-Gefahren eine globale Herausforderung darstellen, der folglich in gemeinsamer internationaler Verantwortung begegnet werden muss. Funktionierender CBRN-Schutz in allen Staaten erfordert im Rahmen der jeweiligen nationalen Sicherheitsvorsorge eine enge Zusammenarbeit der zuständigen Ressorts, aber auch nichtstaatlicher Organisationen. Die nunmehr vierte Auflage des Symposiums stand unter der Federführung des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) - einen entsprechend hohen inhaltlichen Einzug hatten „zivile“ Themen in das Programm der 2018er Veranstaltung gefunden.

Entsprechend prominent besetzt war der Eröffnungsblock des Symposiums mit

  • Klaus Vitt, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat sowie Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik (in kurzfristiger Vertretung des Ministers Horst Seehofer),
  • dem Innenminister Österreichs, zu diesem Zeitpunkt Inhaber der EU-Ratspräsidentschaft, Herbert Kickl, sowie
  • Christoph Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).

Vor 600 Gästen im prall gefüllten Vortragssaal des Konferenzhotels standen nun zwei volle Tage Vorträge, Diskussion, Dialog und Ausstellung zum Thema CBRN (chemische, biologische, radiologische und nukleare Gefahren) an.

Im Hauptprogramm ging es dabei um die Themenblöcke „CBRN Schutz - Sicherheitspolitische Rahmenbedingungen“ unter Leitung von Ayleen Bock aus dem BMI, „Nationale und Internationale Kooperation“ unter Leitung von Brigadegeneral Wolfgang Gäbelein aus dem Bundesministerium der Verteidigung (BMVg), „Gesellschaftliche Resilienz“ unter der Leitung von Friederike Dahns aus dem BMI sowie "Prävention: Paradigmenwechsel im CBRN-Schutz", geleitet von Oberst Hans-Christian Hettfleisch, BMVg. Eine der Kernzielsetzungen, nämlich der grundlegende Ansatz von übergreifender Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltungen, Forschung, Wirtschaft und den Medien im nationalen und internationalen Maßstab spiegelte sich in Struktur und Inhalten des Symposiums deutlich wider. Im Plenumsprogamm wurde der CBRN-Schutz durch hochrangige nationale (Politik, Verwaltungen, Wissenschaft) und internationale Repräsentanten, etwa SIPRI, Streitkräfte Südkoreas, EU, Jordanischer Zivilschutz, FOI, oder auch dem Joint CBRN Defence Centre of Excellence in den aktuellen sicherheitspolitischen Rahmen gestellt. Darüber wurden die Erwartungen an einen modernen CBRN-Schutz formuliert und die konzeptionelle Ausrichtung der Aufgabe im Rahmen gesamtstaatlicher Sicherheitsvorsorge im nationalen und internationalen Kontext dargestellt und erläutert. Neben aktuellen Fragestellungen und Problembereichen der Weiterentwicklung des CBRN-Schutzes wurde das Programm durch fachkundige nationale und internationale Repräsentanten aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Industrie, den Einsatzorganisationen und einer Podiumsdiskussion inhaltlich komplex beleuchtet.

Neben dem Plenumsprogramm wurden außerdem fachspezifische 14 Panel Sessions mit jeweils vier bis fünf Vorträgen sowie weitere 25 Poster Sessions angeboten. In der begleitenden Ausstellung fanden sich mehr als 50 Unternehmen ein, die ihre Produkte und Dienstleistungen vorstellten.